Dieser Artikel ist eine Replik auf den Beitrag von Martin Mißfeldt, der in seinem Artikel "Seo-Problem WordPress (Plugins und Themes)" über einen vermeintliches SEO-Problem durch langsame WordPress-Webseiten schreibt. Im folgenden möchte ich mit einigen weit verbreiteten Irrtümern aufräumen und wiederlegen, dass WordPress von Haus aus langsam ist. Schuld ist in 99% aller Fälle leider der Webmaster, der aufgrund mangelnder Kenntnisse seine WordPress-Installation nicht im Griff hat. Dazu aber gleich mehr.
WordPress ist inzwischen ein extrem verbreitetes (wenn nicht sogar das meistgenutze) CMS. Das liegt zum einen an seiner extrem einfachen Bedienung aber zum anderen auch daran, dass das Grundgerüst kostenlos verfügbar ist. Und leider liegt auch genau dort das Problem. Kostenlos und einfach zu bedienen? Das öffnet Tür und Tor für Anfänger, die mit Ihren "Nischenseiten" das schnelle Geld wittern und "mal eben" eine WordPress Seite aufbauen. Wer allerdings weder von dem CMS, noch der Technik dahinter, geschweige denn von Pagespeed Optimierung etwas versteht, der kann auch keine schnelle Webseite an den Start bringen. So einfach ist das!
Warum ist WordPress langsamer als eine reine HTML-Seite?
Für den blutigen Anfänger eine kurze (grobe) Erklärung: Webseiten bestehen aus HTML Code. Das ist das Zeug, aus dem dein Browser eine Webseite "baut". HTML hat aber einen ganz erheblichen Nachteil: Es kann nicht oder nur sehr spartanisch mit dynamischem Content umgehen. Eine HTML Seite stellt nur das dar, was im Code verankert ist.
Hier kommt PHP ins Spiel. PHP erzeugt HTML, was Webseiten sehr flexibel macht. Man kann sich das also wie folgt vorstellen: Du besuchst eine Webseite. PHP stellt eine Verbindung zur Datenbank her und überprüft, welcher Inhalt auf der aufgerufenen Webseite dargestellt werden soll. PHP "baut" auf Basis der Voreinstellungen und der CSS-Dateien das HTML Grundgerüst, und füllt dieses mit dem Content aus der Datenbank. So entsteht eine fertige HTML Webseite, die der Besucher dann über den Browser angezeigt bekommt.
Der soeben beschriebene Vorgang wird für jeden Besucher einzeln ausgeführt. Das ausführen von PHP und die vielen Dankbankabfragen führen natürlich zu einer hohen Serverbelastung. Je mehr Besucher auf der Webseite sind, desto höher die Serverlast und desto länger dauert die Verarbeitung.
Plugins und Themes ziehen noch mehr Performance
Je nachdem welche Plugins in der WordPress Installation aktiviert sind, ziehen diese noch zusätzlich Performance. Sorgt ein Plugin zum Beispiel für Funktionalität im Frontend der Webseite, muss meist eine zusätzliche CSS- oder Javascript-Datei aufgerufen werden. Auch entstehen weitere Datenbankabfragen.
Wer jetzt denkt: "Super, dann kaufe ich mir doch eines dieser tollen Themeforest Themes, bei denen sind nämlich Slider, Buttons und Gestaltungsmöglichkeiten schon mit dabei, da brauche ich dann gar keine neuen Plugins zu installieren!" Weit gefehlt!
Die Themeforest Themes sind ein herrliches negativ Beispiel. Die Themes glänzen zwar mit einer unglaublichen Fülle von Features, aber im Hintergrund werden zahllose CSS- und Javascript Dateien eingebunden, was zu einer extremen Belastung für den Server führt. Das Endergebnis: Die Webseite wird langsamer und langsamer.
Beispiel gefällig? Nehmen wir zum Beispiel mal die Seite "Survivalcore". Öffnet die Seite im Browser, macht einen Rechtsklick und wählt die Option "Seitenquelltext anzeigen". Ab der Zeile 55 im Code werden 23 CSS-Dateien geladen, gefolgt von 26 Javascript-Dateien. All diese Aufrufe sorgen für massive Performance Einbrüche, sobald einige Besucher gleichzeitig auf der Seite surfen.
Die Lösung - Caching aktivieren und Dateiaufrufe minimieren
Die Lösung hört sich kompliziert an, ist in der Praxis aber vergleichsweise einfach umzusetzen. Du brauchst ein Caching Plugin. Was ist das? Kurz gesagt: Ein Caching Plugin führt den PHP Code aus und erzeugt bereits die fertige HTML Datei für den Browser. Kommt dann ein Besucher auf die Webseite, sind die rechenintensiven Operationen bereits erledigt und der Besucher erhält die fertige HTML Seite als Paket. Das umrechnen von PHP und die Datenbankaufrufe entfallen dadurch. Die Webseite wird jetzt deutlich schneller geladen.
Ein weiterer Ansatzpunkt sind die Minimierung und Zusammenfassung von Script und CSS-Datei Aufrufen. Auch dafür gibt es Plugins. Einfach gesagt macht das Plugin die Abrufe der zusätzlichen CSS-Dateien und fügt diese zusammen in eine CSS-Datei ein. Im oben genannten Beispiel, würde dann anstatt 23 Dateien nur eine einzige CSS-Datei geladen werden. Das Prozedere funktioniert natürlich auch mit JavaScript Dateien.
Weil das alles immer noch zu kompliziert ist, reduzieren wir die Anforderungen. Wir wollen das Gesamtpaket der Features in einem Plugin. Vergesst Plugins wie W3TotalCache oder entsprechend komplizierte Varianten. Von einem fähigen Entwickler Team eingesetzt, sind solche Plugins sicher Gold wert. Aber für uns kleine Webmaster sind solche Plugins einfach viel zu kompliziert.
Ich arbeite zum Beispiel gerne mit dem Plugin WPFastestCache. Auch wenn der Name etwas überheblich klingt, ist das Plugin einfach genial. Es ist einfach zu bedienen, es ist komfortabel und es vereint die eben genannten Funktionen in einem Plugin.
Das wirkt sich nachhaltig auf die Performance deiner Webseite aus. Obwohl ich hier auf Rankpress ca. 24 (!!!) (ich habe mich selbst beim zählen erschreckt) Plugins nutze, liegt der Wert in der Search Console bei durchschnittlich 370 Millisekunden. Dafür das ich ein vergleichsweise günstigen Webspace nutze, halte ich das für einen akzeptablen Wert.
Fazit: WordPress ist flott - Die Anwender sind Schnecken
Martin macht in seinem Artikel zwei Feststellungen:
1. Je mehr Plugins laufen - und je komplexer die Einstellungen eines Themes, um so langsamer wird die Seite
Das stimmt! Die Lösung: Auf eine Top Theme setzen (meine Empfehlung: Das Genesis Framework) und mit Caching die Performance der Webseite verbessern.
2. Je langsamer die Seite, um so weniger hat sie Chancen, gute Rankings zu erzielen
Das stimmt auch! Der Schluss daraus ist ebenso einfach: Nutzt ein schnelles Theme und setzt beim Theme auf Qualität, nicht auf Quantität!
Leider gibt es immer wieder Anwender, die einfach nicht die Erfahrung haben, WordPress vernünftig zu bedienen. Das wird immer so sein, aber sollte niemand abhalten, sind intensiv in die Materie einzuarbeiten. Pagespeed ist bereits seit Jahren ein wichtiger Rankingfaktor, was schon häufiger belegt wurde.
Übrigens: Ein bin kein studierter IT-Mensch noch habe ich großartige Erfahrungen in Webprogrammierung. Trotzdem kann ich mit meinem "zusammengelesenen" Wissen einigermaßen schnelle Webseite umsetzen. Du kannst das also bestimmt auch!
Jürgen says
Ich habe auch erst vor kurzem eine Seite über WordPress gestartet. Es sind meine ersten Versuche und es handelt sich um einen Shop für Kaminöfen. Diesen habe ich mit Woocommerce umgesetzt. Sieht für mich soweit alles ganz gut aus, der Bestellprozess klappt auch, nur ist die Seite lahm wie eine Schnecke… Ich weiss da momentan nicht weiter, da ich doch Anfänger bin
Michael Boenigk says
Hi Jürgen,
ja das ist ein heikles Thema. Das kann an soviele verschiedenen Sachen liegen. Ist dein Frondend langsam oder dein Backend? Vielleicht kann ich dir ein bisschen helfen. Aber dafür bräuchte ich schon ein paar mehr Informationen.
Grüße
Micha
Jürgen says
Hall Michael, danke für die schnelle Antwort. Ich glaube zu wissen dass sicher einigen Speed der Dicke Mann von Strato frisst. Was für Informationen brauchst du denn???
Grüsse Jürgen
Michael Boenigk says
Hi Jürgen,
also erstmal müsste ich wissen, wo es denn deiner Meinung nach langsam ist. Beim aufrufen der Startseite? Oder beim aufrufen des Backends? Dann könnte ich dir schonmal einige Tipps geben. Wenn zum Beispiel dein Backend sehr langsam ist, dann würde ich dir mal diesen Artikel empfehlen: https://rankpress.de/blog/5-tipps-so-wirst-du-dein-langsames-wordpress-admin-dashboard-los/.
Grüße
Micha